Vor dem Sturm
Ein immersiver Prolog
Im Nachkriegswinter 1946 wird an der Nordseeküste bei tobender See ein blinder Junge geboren. Es ist Frühling, als er von den Konzentrationslagern erfährt, während er seine Holzeisenbahn um den Esstisch zieht. Später studiert er Jura. Es ist Sommer, als er von den Studentenprotesten hört, während er in seinem Zimmer für eine Prüfung lernt. Später wird er Richter. Es ist Herbst, als er wegen einer Bombendrohung der RAF das Landgericht verlässt. Er wartet in einem Park, es explodiert nichts, dann geht er wieder rein. Später gründet er eine Familie. Es ist Winter, als jemand sagt: „Das Verfahren gegen Erich Honecker wurde eingestellt“. Er denkt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und beißt in eine Scheibe Graubrot.
Akustische und reale Räume verschmelzen in einem multisensorischen Erlebnis. Das Stück katapultiert die Zuschauer_innen in die unbewältigte Vergangenheit, die wie ein Damoklesschwert über den Deutschen hängt. Grundlage der Produktion sind Interviews mit blinden Richter_innen. Diese Produktion ist barrierefrei für blinde und sehbehinderte Menschen.
krügerXweiss besteht im Kern aus dem Regieduo Marie-Luise Krüger und Christian Weiß. Ihre Arbeiten sind meist interviewbasiert und Auseinandersetzungen mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen. Sie arbeiten audiografisch und entwickeln immersive Aufführungsformate, welche die Besucher_innen durch reale und imaginierte Räume führen. Sie gestalten häufig einen Raum im Raum und loten Grenzbereiche von Präsenz und Absenz der Performer_innen aus.
Für die Produktion „welcome to the comfort zone“ wurde krügerXweiss 2018 mit dem Jurypreis des BEST-OFF-Festivals ausgezeichnet.
Eine Produktion von xweiss-theater.formen in Koproduktion mit dem BEST-OFF-Festival und dem Lessingfestival Wolfenbüttel | Konzept: krügerXweiss | Regie, Dramaturgie: Marie-Luise Krüger, Christian Weiß | Musik, Sounddesign: Antimo Sorgente
Gefördert von der Stiftung Niedersachsen, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und dem Kulturbüro Stadt Wolfenbüttel
Eintritt: 15 Euro / ermäßigt 10 Euro
(Foto: Alamy Stock )