(Klingt besser mit Musik von Mädchen aus Glas)
1
„NUR WENN EINER GEHT IST ES NICHT OVER!“, brülle ich Dir hinterher und du bleibst trotzdem nicht stehen. Schade. Jemanden lieben und das aushalten. Das wäre vielleicht eine gute Sache.
2
Ich will mit dir eins sein. So heißt das doch, oder nicht?
Ich will, dass unsere Mitten ungetrennt sind, ich will meine Haut an deiner, ich will bei deinem Schnarchen nicht einschlafen können, ich will dich an deinen Stellen küssen, ich will dass du neben mir schläfst, damit ich dich beobachten kann, nackt, ich will deine Haare zählen, am Bauch, am Oberkörper, an den Unterarmen, ich will genau wissen, wie viele Haare es sind, damit ich beim nächsten Mal überprüfen kann, ob welche hinzu gekommen sind. Ich will deinen Körper kennen, deine Verbrennungen, deine Narben, deine Falten, will alles wissen, will alles berühren dürfen, ohne zu fragen, will dich streicheln mit der flachen Hand, mit den Fingerspitzen, mit den Fingernägeln, will meine Füße auf deinen Beinen, will meinen Bauch an deinem Rücken, will mein Herz an deines.
3
Verliebtsein ist ’ne total miese Sache.
4
Eine angebrochene Weinflasche, ein Kissen, das nicht mehr nach dir riecht. Entweder ich war zu lange weg oder du nicht lang genug da. Und ich erinnere deinen Mund und deine Augen und meine ganze Wut, die ich dir entgegen spucke. Und all die Angst, die spricht, all die Angst, die schreit GEH NICHT WEG. LASS MICH NICHT ALLEIN.
Und du gehst trotzdem und all die Worte nützen nichts, und all die Blicke ändern nichts und du sagst, all die glücklichen gedichte will doch eh keiner hören. Oder kennst du jemanden?
Dieser Text ist Teil der Arbeit „Nur wenn einer geht ist es nicht over.“, die am 07.03.2018 im LOT-Theater Premiere hatte.